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Indien: Vorbereitet auf Katastrophen

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Diskussion über NotfallpläneGemeinsam besprechen die Dorfbewohner die Notfallpläne. Hier im Distrikt Jalpaiguri.Caritas international

Wer sich auf Naturkatastrophen vorbereitet, kann sich besser schützen. In der Katastrophenvorsorge in Assam setzt sich die Dorfbevölkerung in demokratischen Prozessen für ihre Belange ein. Vor allem Frauengruppen treiben diese Projekte voran.

Aktionstag Katastrophenprävention

Mit einem Aktionstag setzte Caritas Indien in Nalani, einem Dorf im Distrikt Kamrup Metro im Bundesstaat Assam, auf Katastrophenprävention. Im Vorfeld hatten Caritas-Mitarbeitende mit einem Komitee vergangene schwere Überschwemmungen reflektiert und daraus gemeinsam Notfallpläne für die Zukunft entwickelt. Vor und während des Aktionstages besuchten rund 500 Menschen in Nalani eine Ausstellung und praktische Vorführungen zum Thema "Überschwemmungsprävention". Sogar Kommunalpolitiker, die noch nie einen Fuß in dieses Dorf gesetzt hatten, waren gekommen. Ihnen wurde klar, wie wichtig es ist, finanzielle Mittel für die Prävention freizumachen, um beispielsweise Straßen und Deiche zu erhöhen.

Der Lerneffekt aus der Aktion war groß. Die Bevölkerung weiß nun, was im Falle einer Überschwemmung zu tun ist und wie es angepackt werden muss. So müssen wichtige Dokumente wasserdicht verpackt, Saatgut auf Hochstände gelagert und Vieh auf höhere Lagen getrieben werden. Sie lernte, wie Trinkwasser mit natürlichem Material gefiltert werden kann und wie ein sicherer Transport auf dem Wasser erfolgt. Pradeep Talukdar, Rektor der Grundschule: "Vor allem die Vorführungen waren lehrreich. Das war besser als jeder Unterricht."

Methoden zur Prävention

Der Aktionstag in Nalani gehört zu einer von vielen Methoden, mit denen Caritas Indien zusammen mit lokalen Partnern die Bevölkerung in 22 Dörfern in Assam auf Überschwemmungen und andere Naturkatastrophen vorbereitet. Das Ausmaß der Schäden soll auf diese Weise verringert werden. Ziel ist es, dass die Bevölkerung zukünftig eine aktive Rolle bei den nötigen Vorbereitungen entwickelt und ihre fatalistische Haltung überwindet.

In Komitees erarbeiten die Dorfgemeinschaften Notfallpläne für eine schnelle Evakuierung aus bedrohten Gebieten. Engagierte Dorfbewohner/innen werden darin geschult, die Vorsorgemaßnahmen eigenständig zu organisieren und darüber auf den Versammlungen zu berichten. Auch die Kinder spielen eine wichtige Rolle: In den Schulen wird das Thema Prävention und korrektes Verhalten in Katastrophensituation gesondert angesprochen.

Durch die Zusammenarbeit von Gemeindevertretern, Kommunalpolitikern und dem indischen Staat wurden außerdem einige wichtige Baumaßnahmen zum Schutz realisiert: Während sich die Dorfbewohner/innen zum Anbau von Pflanzen verpflichteten, die den Boden festigen, lenkten die Bundesbehörden durch künstliche Stromschnellen die Strömung an besonders gefährdeten Steilufern um.

Frauen spielen eine Schlüsselrolle

Ein wichtiges Augenmerk im Projekt ist, Frauen für die Vorsorge zu mobilisieren. Diese sind - als gesellschaftlich am meisten Benachteiligte - auch von den Katastrophen stets am stärksten betroffen: weil das wenige, was sie besitzen, oft das erste ist, was die Fluten davon treiben. Wenn Frauen sich an der Vorbeugung beteiligen und eine aktive Rolle übernehmen, hat dies einen positiven Einfluss auf viele weitere soziale und ökonomische Gegebenheiten und kann letztendlich zu mehr Gerechtigkeit in den Dörfern führen.

Frauen im GesprächFrauen sind bei Katastrophen meist am stärksten betroffen. (Bild aus Jalpaiguri)Caritas international

Zunächst wurde das Projekt in allen indischen Diözesen durchgeführt, die von Caritas international unterstützt werden. Nun wird das Programm schrittweise auf alle von Naturkatastrophen bedrohten Dörfer in Assam ausgeweitet.

Zur Situation

Viele Flüchtlinge aus Bangladesch und Migranten aus Indien ziehen in den indischen Bundesstaat Assam. Sie alle haben die Hoffnung auf ein besseres wirtschaftliches und gesellschaftliches Leben. Die meisten lassen sich in der fruchtbaren Region entlang des Brahmaputra-Flusses nieder, die jedoch von Erdbeben und Überschwemmungen stark bedroht ist. Immer häufiger kommt es nach Monsunregen zu Erdrutschen und schweren Fluten. Im August 2017 standen beispielsweise in Assam und Uttar Pradesh über 5.000 Dörfer unter Wasser. Neben den Zerstörungen steigt das Risiko für Epidemien, Ernten werden vernichtet und das Vieh ertrinkt. Die Zugewanderten kennen diese Gefahren kaum. Sie wissen oft nicht um die Strategien, wie eine solche Katastrophe zu bewältigen ist oder wie sie sich schützen können. Besonders hart trifft es die Ärmsten, die auch geographisch an den Rand gedrängt werden: Sie bauen ihre Hütten vielfach in den stark gefährdeten Gebieten und sind daher im Katastrophenfall am meisten benachteiligt.

  

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